Das Autohaus Kloz in Stuttgart ist seit Jahrzehnten ein treuer Mercedes-Partner. Nun hat das Unternehmen sein Portfolio gleich um mehrere Marken erweitert. Ein Grund dafür ist auch die Luxus-Strategie des Herstellers mit einem verknappten Angebot.
Die Luxus-Strategie von Mercedes mit sinkenden Volumen und dem Fokus auf die teuren Fahrzeuge zwingt viele Händler zum Umdenken.
Ein Beispiel dafür ist die Kloz-Gruppe in Fellbach bei Stuttgart,
dem Stammgebiet der Marke mit dem Stern. Der Betrieb mit drei Standorten und rund 250 Mitarbeitern erweitert sein Angebot um mehrere Marken, darunter Ssangyong aus Südkorea, die Nutzfahrzeughersteller Maxus und Quantron sowie die kleinen Elektroflitzer von e.Go Mobile.
Vor zwei Jahren erst hatte das Unternehmen vier Millionen Euro in das Stamm-Autohaus am Rande der Landeshauptstadt investiert, um sich dem von Mercedes geforderten Erscheinungsbild mit hellen Verkaufsräumen, Lounges und versteckten Büros anzupassen. Doch wer durch die ausgestellten Fahrzeuge bummelt, entdeckt gerade mal drei Neuwagen, der Rest sind Gebrauchte. “Mehr bekommen wir im Moment nicht”, sagt Verkaufsleiter Andreas Henkel.
Halbleiter-Mangel und die bewusste Verknappung des Angebots bei Mercedes erschweren das Geschäft. Schon vor einem Jahr hat sich die Geschäftsführung um Dietrich Kloz und Dieter Schlatterer daher auf die Suche nach neuen Marken gemacht. “Uns war klar, dass wir neues Geschäft brauchen,damit machen wir uns unabhängiger vom Hersteller”, sagt Schlatterer.
Ganz neu ist das Konzept für das Autohaus nicht. Von 2010 bis 2020 standen auch Pick-ups von Isuzu neben den Mercedes-Modellen. Doch dieses Mal ist es eine ganze Palette neuer Marken geworden, die in den nächsten Wochen bei einem Stadtfest erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen.
Ausbau des Nutzfahrzeug-Geschäfts
Beim Pkw-Geschäft hat sich die Geschäftsführung für die südkoreanische Marke Ssangyong entschieden, die bisher bei den Zulassungen in Deutschland noch eine Randerscheinung ist und immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten gerät. 2004 hatte der chinesische Autobauer SAIC, der in Deutschland auch die Marke MG vertreibt, Ssangyong übernommen. Seit 2011 spielte der indische Konzern Mahindra die Rolle des größten Anteilseigners.
Mit der KG Group stieg Anfang 2022 ein neuer Investor ein, um die Pleite abzuwenden. Immerhin wurde die Modellpalette inzwischen grundlegend modernisiert und ausgebaut. Mit dem Rexton ist ein SUV im Segment des GLE im Angebot, das aber deutlich günstiger ist. Hinzu kommen kleinere Stadtgeländewagen sowie ein rein elektrisches Modell.
“Wir haben bei der Auswahlsehr auf Qualität geachtet, damit es in unser Konzept passt”, sagt Schlatterer. Außerdem ist der nächste Ssangyong-Händler in der Region ein gutes Stück entfernt. Das Ziel für das nächste Jahr sindimmerhin 120 Einheiten. Zum Vergleich: Von Mercedes verkauft das Autohaus rund 800 Neuwagen und Gebrauchte im Jahr.
Ausbauen will die Kloz-Gruppe auch das Nutzfahrzeug-Geschäft. Die ersten Transporter der ebenfalls zum SAIC-Konzern gehörenden Marke Maxus stehen bereits auf dem Hof. Dazu gehört auch ein rein elektrischer Lieferwagen in der Sprinter-Klasse. Nach oben hin soll die Palette durch Fahrzeuge desdeutschen Elektro-Start-ups Quantron abgerundet werden, das sowohl elektrische Kleinlaster undBusse als auch schwere Lkw mit Brennstoffzellen-Antrieb im Programm hat. “Unser Ziel ist, dass manemissionsfreie Fahrzeuge vom Kleinwagen bis zum Vierzigtonner bei uns bestellen kann”, sagt Schlatterer.
Neuland mit dem Microcar Ligier
Weil Mercedes den Smart in der neuen Generation zunächst nur noch als Viertürer baut, soll auch nachunten das Angebot erweitert werden. So wird bei Kloz die nächste Modellgeneration des E-Autos e.GoLife, der e Wave x, von Anfang nächsten Jahres an verkauft. Das einst vom Aachener Professor GüntherSchuh (Streetscooter) gegründete Start-up wurde inzwischen an die niederländische ND Gruppeverkauft, die neue Produktionsstätten und Nachfolgemodelle plant und derzeit ein größeres Händlernetz aufbaut.
Es geht aber noch kleiner. Mit dem französischen Microcar Ligier betritt das Autohaus Neuland. Es darfbei einer maximalen Geschwindigkeit von 45 Stundenkilometer ab 15 Jahren mit einem Moped-Führerschein gefahren werden und ist dank Fahrerkabine crashsicher. Auch wenn das Bonsai-Auto mitrund 15.000 Euro nicht gerade billig ist, sieht Schlatterer dafür einen Markt. “Gerade auf dem Land istdas eine Alternative, um früher mobil zu sein.”
Mit dem Schritt zur Diversifizierung folgt das Autohaus einem klaren Trend bei den Mercedes-Händlern. So hatte vor wenigen Tagen etwa die Senger-Gruppe angekündigt, mit Maxus eine weitere Marke in ihr Angebot aufzunehmen. Bereits Ende vergangenen Jahres hatte die Beresa-Gruppe ihr Portfolio um die Marke Hyundai erweitert. Die Marke mit dem Stern bleibt aber auch bei Kloz das Kerngeschäft. “Geradedie jungen Gebrauchtwagen von Mercedes sind bei unseren preisbewussten Kunden ein sehr starkwachsendes Segment, das stärker nachgefragt ist als Neuwagen”, sagt Schlatterer.